Thomas Mann-Marathon

Eine literarische Etappenreise zum 150. Geburtstag des Nobelpreisträgers

Lesung in St. Marien

Am Samstag, den 11. Oktober 2025, war es endlich soweit: Mit dem Thomas Mann-Marathon feierte unser neu gegründeter Literatur Stadt Lübeck e. V. nicht nur seine erste öffentliche Veranstaltung, sondern zugleich einen glanzvollen Auftakt zum 150. Geburtstag des Nobelpreisträgers Thomas Mann.

Ganz nach dem Vorbild eines sportlichen Marathons führte diese literarische Laufstrecke durch die Stadt – vorbei an sieben besonderen Stationen, die alle in engem Zusammenhang mit Leben und Werk Thomas Manns stehen. So entstand eine lebendige literarische Etappenreise durch Lübecks Altstadt, die Literatur, Stadtgeschichte und Gesellschaft auf besondere Weise miteinander verband.

Sieben Etappen – sieben literarische Begegnungen

Der Startschuss fiel um 13:00 Uhr in der Kunsthalle St. Annen, wo unser Vorsitzender Dr. Tobias Lutz den Marathon offiziell eröffnete. Hier übernahm Dr. Caren Heuer, Direktorin des Buddenbrookhauses, Vereinsmitglied und Kooperationspartnerin, das erste Staffelholz und moderierte die Lesung von Mario und der Zauberer, vorgetragen von Dr. Verena Holthaus.

Mit frischer literarischer Energie führte die zweite Etappe in die St. Marienkirche, wo Pastor Robert Pfeifer eindrucksvoll aus Buddenbrooks las – moderiert von Marie Limbourg (Buddenbrookhaus).

Die dritte Station brachte uns ins historische Herz der Stadt: den Audienzsaal des Lübecker Rathauses. Hier erinnerte Bürgermeister Jan Lindenau an einen besonderen Moment im Leben Thomas Manns, indem er dessen Dankesrede anlässlich seiner Ernennung im Rathaus vortrug. Dr. Caren Heuer führte auch hier kenntnisreich durch das Programm und ordnete die Lesung in ihren historischen Kontext ein.

Zur Halbzeit des Marathons erreichten wir das Mittelfoyer des Theaters Lübeck, wo Lilly Gropper, Schauspielerin des Hauses, mit einer bewegenden Lesung aus Die Betrogene das Publikum fesselte. Moderiert von Jana Weber (Buddenbrookhaus) und begleitet von einer stärkenden Pause mit Brezeln und Getränken, konnten alle Teilnehmenden neue Kraft für die zweite Hälfte der literarischen Strecke schöpfen.

Die fünfte Station führte zu einem besonderen Erinnerungsort: dem ehemaligen Getreidespeicher „Die Eiche“ der Familie Mann. Hier las Peggy Morenz aus Der Tod in Venedig, und gemeinsam mit Michael Angern wurde ein einzigartiger Erinnerungsort – ein Kolumbarium – eröffnet. Dr. Barbara Eschenburg (Buddenbrookhaus) führte durch diese emotional berührende Etappe.

Die sechste Etappe brachte uns zurück zu den Wurzeln – ins traditionsreiche Katharineum, die Schule der Brüder Mann. Stefan Philippi, Rektor des Katharineums, las dort ausgewählte Passagen aus Tonio Kröger, moderiert von Annika Schmidt (Buddenbrookhaus).

Der Zieleinlauf des Marathons fand schließlich in der Gemeinnützigen statt. Hier setzte Michael Fuchs, Schauspieler am Theater Lübeck, mit einer leidenschaftlichen und bewegenden Lesung aus Doktor Faustus den Schlusspunkt dieser literarischen Reise. Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann Gesellschaft, moderierte und erläuterte den besonderen Bezug der ausgewählten Passagen zur Geschichte der „Gemeinnützigen Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit in Lübeck“.

Lübeck als Ort der Entdeckungen und der gelebten Literaturkultur

Gemeinsam mit unserem begeisterten Publikum, das mit beeindruckender Ausdauer und großer Neugier alle sieben Etappen von 13:00 bis 20:00 Uhr mit uns durchlaufen hat, erhoben wir zum Abschluss das Glas und stießen auf Thomas Manns 150. Geburtstag an. Für die passende Zielverpflegung sorgte Das Meilenstein mit köstlichem Fingerfood.

Während aller sieben Lesungen hätte man sprichwörtlich „eine Nadel fallen hören“ – so konzentriert, begeistert und aufmerksam verfolgten die Zuhörer:innen jede Etappe dieser literarischen Reise. Die Idee, diese sieben besonderen Orte auf der Altstadtinsel im „Marathon-Stil“ zu verbinden, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Lübeck an diesem Tag zu einem Ort der Entdeckungen, des Netzwerkens und der gelebten Literaturkultur wurde.

Dank und Ausblick

Unser besonderer Dank gilt der Possehl-Stiftung, die durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung diese für Lübecks Kulturlandschaft einzigartige Veranstaltung überhaupt möglich gemacht hat.

Zum Abschluss würdigte Dr. Caren Heuer noch einmal die Initiatorinnen dieses Projekts: Hilke Flebbe, Gründungsmitglied und 2. Vorsitzende unseres Vereins, sowie Simone Luers, 2. Gesellschafterin des Literaturforums Lübeck und ebenfalls Mitglied unseres Vereins.

Dieser Tag hat uns gezeigt, welches Potenzial Lübeck als Literaturstadt besitzt – und wie groß das Interesse der Stadtgesellschaft an Literaturkultur ist. Für uns war der Thomas Mann-Marathon ein Auftakt, der Mut macht und Lust auf mehr.